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Montag, 14. März 2011

02 And I thought ‚What the fuck?!‘

02 And I thought ‚What the fuck?!‘

Um Himmels Willen, wann hörte sie auf zu schreien?
Roses Freundin schrie sich gefühlte zehn Minuten die Seele aus dem Leib, direkt in mein Ohr. Ich sag euch, das ist echt unangenehm. Ich kniff die Augen zusammen und hielt mir die Ohren zu, in einem schwachen Versuch mich vor frühzeitiger Taubheit zu schützen.
Was hatte das Weib auch für ein Organ. Unmenschlich. Und musste sie nicht auch irgendwann Luft holen?!
Rose stürmte alarmiert in das Zimmer und stoppte direkt neben mir. Panisch sah sie erst Bella, dann mich an. Als ihr Blick jedoch bei mir ankam, wirkte sie eher wütend. „Was hast du Idiot angestellt?“, motzte sie mich an. Gar nichts!
Ich hätte es ja gesagt, aber ich bezweifelte, dass sie mich hören würde. Warum ich sie verstand? Das war eine Art Begrüßung zwischen uns.
Sie wandte sich wieder ihrer Freundin zu, nachdem sie keine Antwort von mir erhielt. Ich hatte schließlich nichts getan. Aber das ist ja der Witz an dem Ganzen. Wird man gefragt, ob man etwas getan hat, und man verneint, dann wird man trotzdem weiterhin verdächtig. Gibt man es zu, dann okay dann hatte man die Strafe wahrscheinlich verdient. Dennoch wurde man sogar als Unschuldiger ständig verdächtig und auch so behandelt. Im Bezug auf Rose und mich bedeutete das, dass ich prinzipiell an allem schuld war. Ungefragt natürlich. Man wusste schließlich bereits, dass ich der Schuldige war.
Ich sah Rose zu, wie sie ihre Freundin durchrüttelte und versuchte, die hysterische Braut irgendwie ruhig zu bekommen. Zum Glück waren unsere Eltern weg.
„Bella! Bella, verdammt! Reiß dich zusammen! Was ist los? Hat er was gemacht?“
Aber Bella reagierte nicht wirklich. Sie hatte nur aufgehört zu schreien und starrte mich jetzt an. Ich hatte doch nichts getan. Ich hatte nur versucht sie zu wecken! So wie sie da gelegen hatte, hätte sie sich morgen höchstens durch einen Sprung in den Rücken wieder in die Vertikale begeben können. Meine Absichten waren rein und ich hatte an nichts Perverses gedacht. Aber ich war schuld. Danke.
Rose sah abwechselnd von ihr zu mir und blieb letzten Endes wieder an mir hängen. Mental bereitete ich mich auf entweder eine Ohrfeige oder einen verbalen Gegenschlag vor – wobei der Gegenschlag unrechtens wäre, genauso wie die Ohrfeige. Ich betone, ich bin unschuldig!
„Was hast du gemacht, Edward! Sag es sofort oder ich rufe Mom und Dad an.“, drohte sie sofort. Gott, war sie heute empfindlich. Man könnte meinen, ich hätte mich an Bella vergangen. Wenn ich nicht davon überzeugt gewesen wäre, dass ich mir dadurch eine Ohrfeige garantiert eingefangen hätte, hätte ich einen unsichtbaren Heiligenschein über meinem Kopf geformt und Rose damit beworfen. Nur um meinen Standpunkt klar zu machen. Natürlich.
„Ich hab gar nichts getan. Ich hab versucht sie zu wecken und kaum dass sie wach wurde, fing sie an zu schreien. Ich schwöre!“
Man sah meiner Schwester an, dass sie mir ziemlich wenig Glauben schenkte. Wie auch immer.
Gerade wollte sie wohl zum verbalen Schlag ausholen, als Bella sich rührte. Sie zitterte am ganzen Körper und fing an zu weinen. Was zum? Ich war ein Kerl, der eindeutig nicht mit sowas klar kam. Gar nicht. Ich war schlecht im Trösten. Warum konnte sie nicht wieder schreien?
Rose wandte sich sofort ihrer Freundin zu. „Bella? Was ist los? Sag schon. Bitte, du machst mir hier ein wenig Angst.“
Bella schüttelte lediglich mit dem Kopf und weinte weiter. Ich war versucht, die Flucht zu ergreifen, aber Rose hätte mich dafür wahrscheinlich kastriert. Dafür war ich noch zu jung und auch im Alter würde ich die Idee immer noch miserabel finden.
Ich startete den Versuch, irgendwie hilfreich zu sein. „Vielleicht sollten wir ihre Eltern anrufen? Oder unsere?“ Ich war ratlos. Ich konnte mit Tränen nicht umgehen und wollte das hier nur so schnell wie möglich hinter mir haben.
Rose schüttelte ihren Kopf. „Ihre Tante ist nicht zu Hause. Und unsere werden wir sicher nicht anrufen.“, zischte sie. Eigentlich waren wir ja auch froh gewesen, dass sie nicht hier waren. Das Haus für uns. Aber ich war mir nicht so sicher, ob Rose das hier ganz unter Kontrolle hatte.
Mit einem Mal wurde Bella ganz ruhig. Sie wirkte seltsam gelassen, während sie ihre Augen wieder auf mich fixierte. Ihr Blick machte mir ein wenig Angst und mir lief ein Schauer über den Rücken.
Rose sah wieder zwischen uns her, aber blieb zum Schluss bei ihr hängen. „Bella? Geht es dir gut?“
Na offensichtlich nicht. Sie hatte gerade irgendwas, was stark nach einem üblen Alptraum oder einem Nervenzusammenbruch ausgesehen hatte. Wie sollte es ihr da gut gehen?
Aber Bella nickte. „Mir geht’s gut. Ich hatte nur… einen Alptraum.“, murmelte sie, ließ mich dabei jedoch nicht aus ihren Augen.
„Du hast uns einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Es muss ja ein echt heftiger Alptraum gewesen sein.“
Bella nickte kurz in Rose Richtung. „Ja, ich… es war schlimm, aber er ist ja zum Glück vorbei.“ Sie lächelte schwach und wenig überzeugend. „Ich bin ziemlich müde. Ich glaube, ich will nur noch ins Bett.“
Rose nickte und beide standen auf. Ich zog nach, da ich garantiert nicht von Bella umgerannt werden wollte, da ich immer noch vor ihr kniete. Dabei kam ich ihr kurz ziemlich nahe, aber korrigierte das schnell, indem ich einen Schritt zurück machte. Die Situation war mir irgendwie ein wenig peinlich, weshalb ich leicht rot anlief und wegsah. Rose entging das nicht und sie warf mir noch kurz einen strengen Blick zu, bevor sie mit Bella nach oben verschwand.
Ich holte erst mal tief Luft. Was war das gerade gewesen? Hatte ich mir das nur eingebildet?
Ich zuckte kurz mit den Schultern. Es war schon nach 2 Uhr. Ich war geschlaucht und hatte wenig Lust mich jetzt mit dem Thema auseinander zu setzen. Also ging ich ebenfalls ins Bett.
Am nächsten Morgen oder vielmehr morgens ging ich runter in die Küche. Ich hatte erwartet, dass Rose und Bella sich in ihrem Zimmer verschanzt hatten und irgendwelche peinlichen Geschichten austauschten oder sowas, vielleicht auch eine Kissenschlacht veranstalteten. Nein, das war nur meine Phantasie, obwohl ich in dieser ungern meine Schwester sah, also ersetzte ich sie durch irgendein Mädchen aus der Schule. Besser.
Als ich in die Küche kam, war diese wie erwartet leer, aber aus dem Wohnzimmer kamen Geräusche, die eindeutig vom Fernseher stammten.
Ich hätte einen Blick auf mich werfen sollen, bevor ich das Wohnzimmer betrat, denn dort saß Bella. Allein. Und starrte mich gerade äußerst merkwürdig an. Ihr Blick wanderte einmal komplett über meinen Körper, was ich nicht allzu schlimm fand, bis mir wieder einfiel, in was für einem Aufzug ich runtergekommen war. In Shorts. Nur Shorts. Nicht mal Socken.
Spontan wurde ich rot und nuschelte ein kurzes ‚Bin gleich wieder da‘, bevor ich die Flucht ergriff. In meinem Zimmer angekommen, zog ich mir erst einmal eine Jogginghose und ein T-Shirt an, bevor ich wieder runterging und mich weiter blamierte.
Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, liefen die Nachrichten und Bella war verschwunden. Huh. Ich setzte mich auf die Couch und verfolgte wenig interessiert, was gerade berichtet wurde. Mein Interesse schrumpfte enorm, kaum dass Bella wieder ins Zimmer kam und sich dicht neben mich auf die Couch fallen ließ.
Ich beobachtete sie aus dem Augenwinkel und bemerkte schnell, dass sie genauso wenig an dem Wetter interessiert war wie ich. Nein, sie schien sich mehr für mich zu interessieren. Um genau zu sein, starrte sie mich die ganze Zeit an, bis ich nachgab.
Wartete sie auf irgendetwas?
Dann fiel mir die Situation von gerade eben wieder ein. Ich lief sofort wieder rot an. „Also wegen gerade eben. Ich ähm… normalerweise laufe ich nicht so durchs Haus, wenn wir Besuch haben… Rose würde mich köpfen, wenn sie davon erfahren sollte. Also kein Wort, ja?“
Bella lachte und legte ihren Kopf leicht schief. „Interessant. Ich hab dich also in der Hand oder vielmehr deinen hübschen Kopf.“ Hübsch? Sie hatte hübsch gesagt. Wer hat das noch gehört? Bitte Hand heben.
„Sieht wohl so aus.“, murmelte ich, während ich langsam einer Tomate glich. Wie peinlich. Sonst wurde ich nicht so schnell rot.
„Hm. Ich sag dir was. Wir machen einen Deal.“, erklärte sie mit einem fetten Grinsen auf ihrem Gesicht.
Ich sah sie etwas skeptisch an. Einen Deal? Das konnte nur schlecht für mich enden.
„Was für einen Deal?“
Ihr Grinsen wurde noch breiter und zeigte ihre strahlend weißen, geraden Zähne. Sie jagte mir kurz Angst ein. „Ich verrate dich nicht bei Rose, wenn…“ Sie ließ den Satz in der Luft hängen.
„Wenn was? Nur vorab ich bin kein Sklave, der dir deine Hausaufgaben macht oder deine Wäsche wäscht oder sowas.“ Es sei denn es handelt sich dabei um deine Spitzenunterwäsche, endete ich in Gedanken. So langsam holten mich meine Gedanken vom gestrigen Abend wieder ein.
In der Schule war es schlecht gelaufen. Ich hatte nachsitzen müssen wegen etwas, das ich nur teilweise zu verantworten hatte. Der andere, Mike Newton, kam ohne Bestrafung davon, was mich, denke ich, berechtigterweise wütend machte.
Danach hatte ich einen Englischtest zurückbekommen, für den ich wahrscheinlich eine Woche mein Handy einbüßen musste, und dann hatte mich meine Mitfahrgelegenheit sitzen lassen.
Ich hatte also recht schlechte Laune, als ich nach Hause kam. In der Küche hatte ich sie durchaus bemerkt und wäre mein Tag nicht so beschissen gelaufen, wäre ich wahrscheinlich auch freundlicher ihr gegenüber gewesen, aber ich war so frustriert.
Ich hielt die Konversation auf einem Minimum und blieb in meinem Zimmer. Meine schlechte Laune ließ ich schon lange nicht mehr an Rose aus, seit diese mir eindrucksvoll bewiesen hatte, dass sie das extrem hasst und mir dies auch gerne zeigte. Wir hatten beide nach ihrem Tritt Hausarrest bekommen. Ich, weil ich zutiefst beleidigend gewesen war – was ich so im Nachhinein auch bereute – und sie, weil sie den Versuch gestartet hatte, meine nächste Generation oder vielmehr die Chance auf eine solche zu reduzieren.
Nachts war ich dann runter in die Küche gegangen und hatte mir nur ein Wasser holen wollen, als ich das Rauschen des Fernsehers aus dem Wohnzimmer gehört hatte. Und da hatte Bella gelegen. Äußerst verdreht. Die Position hatte alles andere als bequem ausgesehen, als hatte ich beschlossen sie zu wecken. Naja, den Rest kennt ihr ja schon. Wo wir wieder bei der jetzigen Situation angekommen wären.
„Ich sag es nicht, wenn du mit mir auf ein Date gehst.“
Mir stand der Mund offen. Was, warum, wieso? Wieso fragte ein Mädchen wie Bella mich – ausgerechnet mich – nach einem Date oder vielmehr zwang mich dazu. Nicht dass ich mich beschwerte oder so. Ich meine, sie bekam doch sicher locker einen Freund, den sie haben wollte. Warum dann ich?
Ich stand also ein wenig auf dem Schlauch. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“, harkte ich ungläubig nach.
Sie lachte und ich dachte schon, sie würde jetzt sowas wie ‚April, April‘ sagen, aber stattdessen schüttelte sie nur ihren Kopf und murmelte: „Das wird ein Spaß.“
Ich sah sie immer noch mit großen Augen an. „Doch, ich meine das ernst. Du, ich, ein Date. Ganz einfach. Noch nächste Woche. Wohin ist dir überlassen.“
Ich öffnete meinen Mund, schloss ihn dann aber wieder, als mir nichts darauf einfiel. Verwirrt zuckte ich langsam mit den Schultern. „Öhm, okay?“
Sie grinste. „Gut. Dann wär das ja geklärt. Bevor ich gehe, sagst du mir dann, wann unser Date stattfindet.“
Bevor ich noch etwas hinzufügen konnte, ging die Haustür auf und Rose stand mit einer Tüte vom Bäcker von uns. „Frühstück ist da.“